« Tipps für einen sicheren Weg »
Ab wann darf ein Kind allein mit dem Fahrrad zur Schule fahren? Zwar entscheiden diese Frage letztendlich die Eltern, doch gibt es tatsächlich gute Gründe dafür, Schüler und Schülerinnen erst nach der bestandenen Radfahrprüfung – also frühestens ab der dritten Klasse – allein mit dem Fahrrad fahren zu lassen. Wir erklären, warum das so ist, geben Ihnen Tipps, wie Sie erkennen, dass Ihr Nachwuchs bereit dafür ist, den Schulweg mit dem Fahrrad zu bewältigen und erklären wie ein Schulranzen mit reflektierendem Material die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um allein mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren?
Haben vielleicht auch Sie ein Schreiben von der Grundschule Ihres Kindes erhalten, in dem die Lehrkräfte Ihrem Nachwuchs untersagen, allein mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren? Wundern Sie sich über diese Nachricht, weil Ihr Schulkind seit dem langer Zeit auf dem Fahrrad unterwegs ist und Sie öfter gemeinsam längere Radtouren am Wochenende unternehmen?
Tatsächlich kann Ihnen die Schule rein juristisch gesehen nicht verbieten, Ihre Tochter oder Ihren Sohn mit dem Rad zur Schule zu schicken – die Entscheidungsgewalt darüber liegt allein in den Händen der Erziehungsberechtigten. Auch gibt es keinerlei rechtlich bindende Vorschriften darüber, ab welchem Alter Ihr Nachwuchs auf zwei Rädern im Straßenverkehr unterwegs sein darf. Das hängt ganz allein von der Einschätzung von Ihnen als Eltern ab.
Experten raten zum begleiteten Radfahren
Doch natürlich wollen die Lehrkräfte Sie oder Ihr Kind nicht ärgern oder bevormunden, wenn sie ein derartiges Schreiben verschicken, Schule und Lehrer sind allein um die Sicherheit der Schüler und Schülerinnen besorgt. Es gibt sehr gute Gründe dafür, weshalb die lieben Kleinen den Schulweg allein mit dem Fahrrad erst ab einem Alter von frühestens acht Jahren zurücklegen sollten. So raten alle Experten für Verkehrssicherheit dazu, dass erst nach der bestandenem Radfahrprüfung, die nach dem obligatorischen Verkehrssicherheitstraining in der dritten oder vierten Klasse abgelegt wird, die Zeit gekommen ist, um den Schulweg auf dem Rad alleine zurückzulegen.
Vorher können die Grundschüler den Weg zur Schule entweder allein zu Fuß oder auf dem Rad begleitet von Erwachsenen bewältigen. Dabei üben die Jungen und Mädchen intensiv, welche Gefahrenquellen zu beachten sind und automatisieren wichtige Verhaltensweisen im Straßenverkehr. Dies kommt ihnen später zugute, wenn die lieben Kleinen dann doch selbstständig auf zwei Rädern unterwegs sind.
Welche Fähigkeiten müssen für die notwendige Fahrradsicherheit beherrscht werden?
Die notwendige Sicherheit für die Bewältigung des Schulweges allein auf zwei Rädern erlernen die kleinen Erdenbürger erst im Lauf ihrer Entwicklung. Die für ein sicheres und den Verkehr überschauendes Verhalten notwendigen Fähigkeiten entwickeln Schulkinder erst im Alter zwischen acht und zehn Jahren, wobei es natürlich individuelle Unterschiede gibt – so mancher Junge oder so manches Mädchen hat diesen Entwicklungsschritt schon früher vollzogen, manche(r) hingegen ist erst deutlich später soweit.
Die obligatorische Verkehrserziehung sowie das meist durch Verkehrspolizisten durchgeführte Radfahrtraining nebst abschließender Prüfung erlaubt eine obligatorische Beurteilung der kindlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Eltern neigen dazu, ihren Nachwuchs diesbezüglich zu überschätzen. Auch wenn Ihre Tochter oder Ihr Sohn schnell Radfahren gelernt hat und bei der Radtour gut mithält, ist Vorsicht bei der Einschätzung gefragt. Denn private Touren sind entspannten Freizeitsituationen, die nicht mit dem alltäglichen Schulweg unter Zeitdruck und mitten im Berufsverkehr vergleichbar sind.
Warum findet die Radfahrausbildung erst am Ende der Grundschule statt?
Das sogenannte Verkehrssicherheitstraining, das sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil aufgliedert und mit der Radfahrprüfung abschließt, findet erst zum Ende der Grundschulzeit statt.
Die Gründe hierfür sind entwicklungspsychologischer Natur:
- Kindern unter zehn Jahren fällt es schwer, sich auf mehrere Anforderungen zu konzentrieren.
- Das kann vor allem in ungewohnten oder unvorhergesehenen Situationen problematisch werden.
- Beispiele: Baustelle auf dem Schulweg, ungewöhnlich starker Verkehr, viele Ampeln oder Einfahrten.
- Deswegen haben jüngere Schulkinder Schwierigkeiten, sich gleichzeitig aufs Radfahren und auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.
- Auch verlassen sich Grundschulkinder weniger auf ihr Gehör (und auf die Richtung, aus der Geräusche kommen), sondern vielmehr auf die optische Wahrnehmung.
- Die kleinen Erdenbürger können Entfernungen und Geschwindigkeiten nur schlecht abschätzen, haben ein engeres Sichtfeld und können deshalb Gefahren meist erst später erkennen.
Jedoch ist es lebenswichtig, andere Verkehrsteilnehmer rechtzeitig wahrzunehmen und deren Verhalten richtig einzuschätzen. Das bedeutet, Ihr Nachwuchs muss potenziell gefährliche Situationen schon im Voraus erkennen und danach handeln können. Das aber können die meisten Kinder wirklich sicher erst ab zehn Jahren. Auch ihr Gehör nutzen Grundschulkinder erst ab ca. acht Jahren zum Abschätzen von Verkehrssituationen. Aus all diesen Gründen empfehlen Verkehrspsychologen, Pädagogen und andere Experten, Kinder erst ab einem Alter von ca. zehn Jahren allein mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen.
Hinweis: Dass Ihr Kind sich zu Fuß sicher im Straßenverkehr bewegen kann, ist kein Hinweis darauf, dass es das auch mit dem Zweirad schafft. Die Herausforderungen beim Radfahren sind ganz andere als beim Gehen, zumal man mit dem Fahrrad auch viel schneller unterwegs ist und daher schneller reagieren muss.
Woran erkenne ich, dass mein Kind reif dafür ist, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren?
Damit Sie als Eltern abschätzen können, ob Ihr Kind schon reif dafür ist, den Schulweg allein mit dem Fahrrad zu bewältigen, haben wir Ihnen hier einige entwicklungspsychologisch relevante Kriterien zusammengestellt:
- Ihr Schulkind ist ein geübter Radfahrer bzw. eine geübte Radfahrerin.
- Ihr Nachwuchs hat die Radfahrprüfung bestanden, kennt die Verkehrsregeln und kann diese anwenden.
- Ihr Kind kann sicher einhändig fahren und kann dabei nach hinten schauen, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen.
- Ihr Schulkind kann sicher Entfernungen und Geschwindigkeiten abschätzen, fährt vorausschauend und weicht z. B. Passanten oder anderen Radfahrern von alleine aus.
- Ihr Kind hält von allein an Straßenübergängen an und schaut nach anfahrenden Autos.
Besonders wichtig ist jedoch auch das Wissen, dass andere Verkehrsteilnehmer Fehler machen können. Jüngere Schulkinder wissen oft, wann sie Vorfahrt haben und dass sie nur bei grüner Ampel über die Straße gehen dürfen. Sie haben jedoch noch nicht verinnerlicht, dass sich nicht immer jeder Verkehrsteilnehmer an diese Regeln hält.
Wie trainiert man den sicheren Schulweg mit dem Rad?
Bevor Ihr Kind das erste Mal allein mit dem Fahrrad zur Schule fährt, sollten Sie den Weg zur Schule intensiv trainieren. Eine sichere und vorausschauende Fahrweise schützt nämlich nicht allein vor Unfällen – Ihr Nachwuchs muss den Schulweg mit seinen Gefahren auch verinnerlicht haben, um in gefährlichen Situationen richtig handeln zu können. Das funktioniert nur durch regelmäßige und häufige Übung, weshalb Verkehrsexperten zunächst das durch die Eltern oder andere Erwachsene begleitete Radfahren empfehlen.
So spricht nichts dagegen, die ersten zwei bis drei Schuljahre das Kind auf seinem Weg zur Schule zu begleiten. So trainieren Sie nicht nur die Verkehrssicherheit Ihres Nachwuchses, sondern tun auch gleichzeitig etwas Gutes für Ihre Gesundheit. Regelmäßig sollten Sie Ihre Kinder dabei auf bestimmte Gefahrenquellen hinweisen. Dazu gehören:
- Einfahrten
- Rechtsabbiegerspuren (häufiger Unfallschwerpunkt!)
- Ampeln und deren Besonderheiten
- Baustellen
- parkende Autos
Dabei können die richtigen Verhaltensweisen immer wieder geübt werden, sodass Ihr Schulkind diese schließlich verinnerlicht und auch allein anwenden kann.
So sollte ein sicherer Schulweg aussehen
Auch ein sicherer Schulweg hilft Ihrem Kind dabei, gefahrlos mit dem Fahrrad zur Schule zu gelangen.
Dabei gelten diese Regeln:
- Schulkinder unter zehn Jahren dürfen nicht auf der Straße fahren.
- Sie müssen den Radweg oder gegebenenfalls den Bürgersteig benutzen.
- Der Radweg sollte sich möglichst nicht auf der Straße befinden.
- Zu benutzende Bürgersteige sollten möglichst breit sein.
- Bevorzugen Sie den sichersten Weg, nicht den kürzesten.
- Ihr Schulkind sollte möglichst selten eine Straße überqueren müssen.
- Bei Straßenüberquerungen sollten Übergänge mit einer Ampel bevorzugt werden.
- Meiden Sie Wege mit häufigen Rechtsabbiegungen.
Ebenso wichtig wie ein sicherer Schulweg ist zudem, dass Ihr Kind auf seinem Fahrrad gut zu sehen ist. Hierbei helfen eine gute Fahrradbeleuchtung sowie Kleidung und Schulranzen oder Rucksäcke aus reflektierenden Materialien.