« Gelassene Eltern machen Kinder stark »
Bildung und gute schulische Leistungen haben heute für die meisten Eltern einen hohen Stellenwert. Denn ein guter Schulabschluss gilt als Voraussetzung für eine aussichtsreiche Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. Doch was tun, wenn der eigene Nachwuchs in der Schule Probleme hat und schlechte Zensuren mit nach Hause bringt? Erfahren Sie, wie Sie Ihren Nachwuchs unterstützen können und warum Sie unbedingt gelassen bleiben sollten.
Leistungsdruck wird zum Teufelskreislauf
Mit der Einschulung nimmt der Erfolgsdruck zu, denn von diesem Zeitpunkt an wird Leistung mit Schulnoten bewertet und diese nehmen Einfluss auf die nachfolgende schulische und berufliche Laufbahn des Kindes. Treten schlechte Noten auf, setzen viele ambitionierte Eltern den eigenen Nachwuchs – vielleicht angetrieben durch die Erwartungen einer leistungsorientierten Gesellschaft – oft stark unter Druck und lösen damit Stress aus, der wiederum Überforderung zur Folge haben kann. Statt zu motivieren, lässt Leistungsdruck das Kind resignieren, es fühlt sich müde, erschöpft, leidet vielleicht unter Konzentrationsschwäche und – wie in einem Teufelskreis gefangen – werden die Leistungen und Noten schlechter.
Unterstützen statt unter Druck setzen
Schlechte Noten sind eine Belastungsprobe für jedes Schulkind und können eine Vielzahl negativer Gefühle auslösen. Kinder gehen mit einer schlechten Schulnote unterschiedlich um: manche sind traurig und wütend über die Note oder ärgern sich über sich selbst; andere empfinden Angst, sorgen sich um ihre Zukunft und zweifeln an ihren eigenen Fähigkeiten. Gerade in solch einer Krise tut es dem Kind gut, wenn es die Liebe und Unterstützung seiner Eltern spürt. Ein Kind, das auch mit einer weniger guten Note zu Hause keinen Ärger befürchten muss, Empathie erfährt und aufgefangen wird, wird einen Tiefschlag schneller verkraften und gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Selbstverständlich dürfen Eltern enttäuscht sein über eine schlechte Note, doch weder Vorwürfe oder Schreien noch Strafen lösen das Problem und machen die schlechte Schulnote auch nicht rückgängig. Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Kommt auch Ihr Kind gelegentlich oder häufig mit weniger erfreulichen Schulnoten nach Hause? Versuchen Sie – Ihrem Kind und sich selbst zuliebe – ruhig zu bleiben und auch auf schlechte Noten gelassen zu reagieren. Schaffen Sie eine Basis für ein ruhiges und konstruktives Gespräch mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn. Suchen Sie gemeinsam nach Ursachen und Lösungen des Problems, indem Sie zusammen mit Ihrem Nachwuchs überlegen, wie in Zukunft schlechte Noten vermieden werden können.
Mit Fingerspitzengefühl Ursachenforschung betreiben
Kommen schlechte Noten einmalig oder nur selten vor, ist der Grund dafür meist rasch gefunden. Unaufmerksamkeit während des Unterrichts, fehlende Konzentration bei der Klassenarbeit, Lernstoff nicht verstanden oder einfach nicht gelernt. Auch ein schlecht organisierter Arbeitsplatz oder nicht intaktes Schulzubehör sind mögliche Ursachen für eine schlechte Schulnote, die sich jedoch einfach und schnell beheben lassen. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, ein Ordnungssystem auf dem Schreibtisch zu schaffen. Denn ein übersichtlicher Lernplatz hilft Ihrem Nachwuchs dabei, strukturierter zu lernen. Das gleiche gilt für den Schulranzen. Sorgen Sie dafür, dass der Tornister oder der Schulrucksack stets aufgeräumt und ordentlich ist.
Halten Sie Rücksprache mit dem Klassen- oder Fachlehrer des Schulkindes. Wie lässt sich für ein gutes Lernklima im Unterricht sorgen? Kann Ablenkung, möglicherweise durch eine neue Sitzordnung, in Zukunft vermieden werden? Wurde der Lernstoff nicht verstanden? Wie können Wissenslücken aufgearbeitet werden? Manchmal gibt es für einen Leistungsabfall und immer wiederkehrende schlechte Schulnoten Gründe, die nicht auf Anhieb erkennbar sind. Dazu gehören Schwierigkeiten in der Klassengemeinschaft, Probleme mit Freunden oder in der Familie, Mobbing, Lernschwächen und -blockaden, Prüfungsangst, die Pubertät – es gibt eine Vielzahl möglicher Ursachen und es bedarf oft an Fingerspitzengefühl, diese aufzudecken. Auch und gerade dann ist es ratsam, das Lehrergespräch zu suchen. Nur so erhalten Eltern Einblicke in den Schulalltag und das Lernen des Nachwuchses, was wiederum bei der Ursachenforschung hilfreich sein dürfte. Pädagogische Unterstützung und Lerntipps erleichtern den Weg aus der Krise.
Eine Strategie entwickeln
Je nach Ursache für eine nicht zufriedenstellende Schulnote, können Eltern gemeinsam mit dem Kind eine Strategie entwickeln, um die Noten zu verbessern. Auch Sie als Eltern können Ihr Schulkind beim Lernen unterstützen. Lassen Sie sich die Hausaufgaben und Arbeiten zeigen und signalisieren Sie aufrichtiges Interesse. So fühlen sich Schulkinder ernstgenommen. Schaffen Sie einen angenehmen, störungsfreien Ort zum Lernen. Kümmern Sie sich um ein überschaubares Ordnungssystem für den Schreibtisch, wenn Ihr Kind sich selbst damit schwertut.
Achten Sie auf intakte Hefte und gutes Schulzubehör, mit dem das Arbeiten Spaß macht. Um Wissenslücken aufzuarbeiten, kann es sinnvoll sein, dass Sie sich nach professioneller Nachhilfe für die Tochter oder den Sohn umsehen. Beim Nachhilfeunterricht steht Ihr Kind im Mittelpunkt und erhält die ungeteilte Aufmerksamkeit einer Fachkraft. Die Zeit wird effektiv zum Lernen genutzt. Auf diese Weise können Lücken geschlossen werden, das Schulkind wird mit Übungsmaterial versorgt und optimal auf Klassenarbeiten vorbereitet, denn bekanntlich macht Übung den Meister.
Überforderung vermeiden
Doch gleich, wie Sie das Problem angehen: vermeiden Sie Druck! Versuchen Sie, gelassen, geduldig und ruhig zu bleiben, auch wenn das Zeugnis bevorsteht und schlechte Noten maßgeblich die weitere Schullaufbahn beeinflussen werden. Leistungsdruck wirkt kontraproduktiv, löst Stress aus, verstärkt Unsicherheiten und Ängste, demotiviert und macht depressiv. Wussten Sie, dass sich laut einer Studie des Deutschen Kinderschutzbundes und des Prosoz-Instituts für Sozialforschung bereits jedes zweite Schulkind in der zweiten oder dritten Klasse der Grundschule gestresst fühlt? Deshalb sollten Eltern versuchen, Ihren Kindern den Druck zu nehmen, denn Dauerstress und Angst werden sich nicht nur ungünstig auf die schulischen Leistungen auswirken, sondern möglicherweise auch die Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen.
Ein Schulkind sollte – schlechte Schulnote und schlechtes Zeugnis hin oder her – auch immer noch Kind sein dürfen, im Grundschulalter Zeit zum Spielen und als Teenager Zeit für Hobbys und Lieblingsbeschäftigungen haben. Planen Sie in die neue Strategie genügend Freizeit und Erholungsphasen mit ein. Pausen sind wichtig, damit Geist und Körper sich regenerieren können.
Wiederholen als Chance
Wenn alles nicht hilft und auf dem Zeugnis Noten stehen, die eine Versetzung in die nächsthöhere Klassenstufe unmöglich machen, halten Sie sich vor Augen: Sitzenbleiben ist keine Schande, sondern kann auch als Chance gesehen werden. Das Schuljahr zu wiederholen, gibt die Gelegenheit, versäumten oder nicht verstandenen Schulstoff nachzuholen. Ein anderes Umfeld und eine neue Klassengemeinschaft können viel Potenzial haben, regelrecht Wunder wirken und ganz neue Entwicklungsperspektiven geben.
Versuchen Sie, es positiv zu sehen, machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe, strafen Sie es nicht, gehen Sie gemeinsam und guten Mutes den neuen, etwas längeren Weg, der über kurz oder lang zum selben Ziel führen wird. Wie Albert Einstein einst sagte: „Mach dir keine Sorgen über deine Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann dir versichern, dass meine noch größer sind.“ Wer hätte damals gedacht, dass aus dem nur mittelmäßigen Schüler Einstein, einer der bedeutendsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts werden würde. Bleiben Sie also gelassen und machen Sie Ihrem Kind Mut.