« Wie soll ich mein Kind darauf vorbereiten? »
Monatelang fiebern Kinder diesem großen Tag entgegen, manche freudig, viele ängstlich: Der Übertritt in die 5. Klasse steht an. Der Schulwechsel in die weiterführende Schule bedeutet für die meist zehnjährigen Jungen und Mädchen eine Veränderung, die nicht immer so einfach zu verkraften ist. Wie Sie Ihrem Kind den Start in die weiterführende Schule erleichtern, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Tipps für die Sommerferien vor dem großen Tag
In der Grundschule trifft das Kind zumeist auf Kinder aus der Nachbarschaft, mit denen es auch nachmittags zu Hause spielt. Die weiterführende Schule hingegen besuchen Schüler und Schülerinnen aus anderen entfernten Stadtteilen oder Ortschaften – und die bekannten Gesichter aus der Grundschule gehen teilweise woanders hin.
Das bedeutet für Ihr Kind: Es muss sich von liebgewonnenen Freunden verabschieden und in einer neu zusammengewürfelten Schulklasse zurechtkommen. Das verursacht bei vielen Kindern Angst und Trauer, die Sie als Eltern auffangen müssen.
Damit umzugehen ist natürlich nicht nur für Ihr Kind, sondern auch für Sie nicht einfach. Sie können Ihrem Kind den Übertritt jedoch schon vor dem Start der 5. Klasse etwas erleichtern, indem Sie die Sommerferien für diese Aktivitäten nutzen:
- Schnuppertage an der neuen Schule besuchen (falls angeboten)
- dort knüpfen Kinder erste Freundschaften
- Netzwerke bilden mit anderen Eltern, deren Kinder die neue Schule ebenfalls besuchen werden
- Kinder schon einmal vorab treffen und miteinander spielen lassen
- den Schulweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und / oder Fahrrad intensiv üben
- frühzeitig Schulmaterialien und einen neuen Schulrucksack kaufen
Insbesondere den Kauf der Schulmaterialien sollten Sie nicht auf die lange Bank schieben, sondern zusammen mit Ihrem Kind so früh wie möglich erledigen. Die Materiallisten für die weiterführende Schule sind lang – zudem möchte Ihr Nachwuchs vielleicht bestimmte Stifte oder eine coole Schultasche haben. Wer erst kurz vor Schulbeginn kauft, muss hingegen nehmen, was noch da ist – und oft leider nicht das, was gewünscht wurde.
Schulranzen oder Schulrucksack?
Auch wenn er teuer und einst heiß ersehnt war: der Schulranzen mit Einhorn- oder Star Wars Motiv ist mit dem Übertritt in die 5. Klasse nicht mehr gefragt, sondern sogar uncool geworden. Ein Schulrucksack ist allerdings nicht nur aus Coolnessgründen eine dringende Notwendigkeit, sondern auch eine praktische.
Klassische Schulranzen sind für den Bedarf der Grundschule konzipiert und bieten einfach nicht genug Stauraum für die vielen neuen Bücher, Arbeitshefte und Ordner. Ihr Kind braucht für die weiterführende Schule nun einen Schulrucksack mit reichlich Platz, um all seine Schulsachen verstauen zu können.
Achten Sie beim Kauf vor allem auf diese Kriterien:
- ausreichendes Volumen von rund 30 Litern
- mehrere große Innenfächer (A4-kompatibel)
- große Vorder- und Seitentaschen (für Brotdose, Trinkflasche, Portemonnaie mit Fahrkarte etc.)
- ergonomische Rückenpolsterung
- breite, gepolsterte Trageriemen
- verstellbare Hüft- und Brustgurte für bessere Gewichtsverteilung
- möglichst leichtes Gewicht
- robustes, wasserfestes Material
- Reflektoren für bessere Sichtbarkeit im Straßenverkehr
Suchen Sie die Schultasche gemeinsam mit Ihrem Kind aus und achten Sie darauf, dass sich Sohn oder Tochter einen Rucksack aussuchen, der auch im Design dem Geschmack des späteren Trägers entspricht. Nichts ist für Fünftklässler schlimmer, als mit einem ungeliebten oder als uncool empfundenen Schulrucksack in der neuen Schule erscheinen zu müssen. Ihr Kind sollte stolz auf seine neue Tasche sein und diese gerne tragen.
Kinder stark machen: Was Kinderohren jetzt hören müssen
Unsicherheiten und Ängste Ihres Kindes vor dem Übertritt in die 5. Klasse müssen Sie als Eltern nun auffangen und aushalten – und vor allem Ihr Kind in seinem Selbstvertrauen stärken.
Was die Ohren Ihres Kindes jetzt dringend brauchen, sind Bestätigungen und Mut machende Aussagen wie:
- „Du schaffst das!“
- „Ich glaub an dich!“
- „Ich hab dich lieb!“
- „Du kannst immer zu mir kommen, ich helfe dir!“
- „Du bist nicht allein, ich bin immer für dich da!“
Achten Sie darauf, die Sorgen und Ängste Ihres Kindes im Gespräch nicht „kleinzumachen“ oder zu relativieren. Nehmen Sie sie ernst und versuchen Sie, Ihrem Kind positive Gedankenmuster und Lösungswege anzubieten. Erzählen Sie vielleicht von Ihrer eigenen Schulzeit und wie Sie den Übertritt in die 5. Klasse damals empfunden haben – ein Happy End sollte Ihre Geschichte allerdings haben, um Ihrem Kind nicht noch mehr Angst zu machen. Erinnern Sie Sohn oder Tochter an den Übertritt in die 1. Klasse, als sie auch ängstlich und nervös waren, dann aber doch neue Freunde und nette Lehrer kennengelernt haben.
Der neue Tagesablauf nach dem Übertritt
Mit dem Übertritt verändert sich auch der Tagesablauf Ihres Kindes stark. Schulweg und Schultag sind in der Regel wesentlich länger, zudem haben die Schüler und Schülerinnen viele neue Fächer, unterschiedliche Lehrer und wechseln ständig den Klassenraum. Organisation und Planung sind nun notwendig, um Ihrem Kind ein festes Gerüst für seinen Tag in die Hand zu geben. Dieses gibt ihm Sicherheit und stellt sicher, dass alles so funktionier wie gewünscht.
Dazu gehören:
- eine neue Weck- und Aufstehzeit vereinbaren
- eine feste Zeit für ein Frühstück zu Hause einplanen
- zumindest Müsli, Cornflakes oder einen Joghurt vor Verlassen des Hauses essen
- Trinken ist wichtig!
- schon in den Sommerferien gucken, wann Bus oder Bahn fahren
- überprüfen, wie lange Ihr Kind mit dem Rad zur Schule braucht
- Verzögerungen (z. B. durch rote Ampeln) oder einen längeren Weg einplanen
- eine späteste Losgeh- bzw. Abfahrtzeit festlegen, dabei Puffer berücksichtigen
Abends sollten die Kleidung für den nächsten Schultag bereitgelegt sowie der Rucksack gepackt werden, sodass morgens keine unnötige Hektik aufkommt und Ihr Kind in Ruhe in den neuen Tag starten kann.
Planen Sie außerdem, wann Ihr Kind nachmittags nach Hause kommt und was dann anliegt:
- Bekommt es vielleicht einen eigenen Schlüssel und bleibt allein bis Sie von der Arbeit kommen?
- Möchte es nicht allein bleiben, kann es dann zu einer Nachbarin, der Oma oder zu einem Freund / Freundin?
- Kann es Sie bei Fragen und Problemen anrufen?
- Kann es sich selbst etwas zu essen machen (z. B. ein Brot oder ein Gericht in der Mikrowelle aufwärmen)?
In den meisten Bundesländern endet die Hortbetreuung mit der 4. Klasse, sodass Kinder ab der 5. Klasse nun nachmittags auf sich gestellt sind. Ein verlässliches Netzwerk beispielsweise aus Nachbarn, Großeltern und Freunden kann helfen, wenn Sie selbst berufstätig sind und erst später nach Hause kommen – oder Ihr Kind überraschend früher Schulschluss hat.
Lernpensum und Hausaufgaben
Mit dem Schulwechsel und dem Übertritt in die 5. Klasse steigen auch das Lernpensum sowie die Hausaufgabenzeit erheblich. An diese neuen Anforderungen müssen sich die Kinder erst gewöhnen, vor allem brauchen sie Hilfestellungen bei der Organisation:
- Legen Sie feste Hausaufgabenzeiten fest
- Planen Sie Ruhe- und Spielzeiten ein
- Machen Sie einen wöchentlichen Plan, wann welche Hausaufgaben zu erledigen sind
- Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind fest, wann und in welchem Umfang für Tests und Arbeiten gelernt wird.
- Dabei gilt: frühzeitig anfangen und lieber täglich wenig als kurz vor dem Test stundenlang zu lernen.
- Täglich 10 Minuten Vokabeln lernen einplanen. Diese regelmäßig abfragen.
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht nur noch lernt und seine Freunde aus der Nachbarschaft sowie seine Hobbys vernachlässigt – diese Aktivitäten sind genauso wichtig wie die Schule, schließlich sollte Ihr Nachwuchs noch Kind sein dürfen und Spaß am Leben haben.
Machen Sie sich und Ihrem Kind zudem bewusst, dass die Noten in der weiterführenden Schule erst einmal (erheblich) absacken können und dass das vollkommen normal ist! Die Anforderungen an das Lernpensum sowie an die Selbstständigkeit steigen mit dem Übertritt erheblich, zudem müssen viele Kinder das Lernen erst lernen. In der Regel pegelt sich das jedoch spätestens in der 6. Klasse wieder ein.
Tipp: Auch wenn so manche Eltern das anders sehen: Ein „Befriedigend“ ist auf weiterführenden Schulen keine schlechte Note und daher kein Grund, Druck auf Ihr Kind auszuüben!
Umgang mit Problemen: Immer ein offenes Ohr haben
Mit dem Übertritt in die 5. Klasse steigen häufig auch die Probleme an: Ihr Kind hat beispielsweise Probleme mit dem Lernpensum oder kann dem Unterricht nicht folgen, vielleicht kommt es mit manchen Lehrern oder Mitschülern nicht zurecht. Bieten Sie Ihrem Kind stets ein offenes Ohr an, bleiben Sie im Gespräch und achten Sie auf eventuelle Anzeichen dafür, dass sich Ihr Kind möglicherweise nicht wohlfühlt. Bei Mobbing sollten Sie so schnell wie möglich einschreiten.
Bei Problemen wie unsympathische Lehrer und Mitschüler sollten Sie Ihrem Kind jedoch bewusst machen, dass man nicht jeden mögen muss – aber trotzdem mit dessen Macken und Eigenarten zurechtkommen sollte. Überlegen Sie in jedem Fall gemeinsam mit Ihrem Kind Lösungsstrategien und Hilfe an – im Zweifelsfall kann das auch der erneute Wechsel auf andere Schule sein.